Unternehmensnachfolge Mittelstand 2021

Nachdem das Lockdown-Jahr 2020 die Zukunfts­planungen vieler kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) auf Eis gelegt hatte, rückt das Nachfolge­management nun wieder höher auf der Agenda. Bis zum Ende des Jahres 2022 streben rund 230.000 der 3,8 Mio. KMU eine Nachfolge an, bis Ende 2025 sind es ca. 600.000. Auch wenn zumindest bei den kurzfristig anstehenden Nachfolge­vorhaben oft bereits ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden wurde, besteht in Deutschland eine strukturelle Nachfolge­lücke. Einer alternden Unternehmer­schaft stehen zu wenige jüngerer Personen mit zu geringer Gründungs­neigung gegenüber. Die Nachfolge innerhalb der Familie ist in der Krise zwar beliebter denn je, doch mittelfristig wird der Anteil externer Übergaben allein schon aus demografischen Gründen wieder zunehmen müssen.

Planungen nach Corona Knick

Die Corona-Krise und die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen haben den Mittelstand auch noch im vergangenen Jahr spürbar getroffen. Nachfragerückgänge, Lieferkettenstörungen, Liquiditätsengpässe oder Personalausfälle sind Ausdruck der massiven Corona-Betroffenheit. Krisenbedingt stand daher zuletzt bei vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs im Vordergrund. Langfristige, strategische Themen können dabei in den Hintergrund rücken, z. B. umfangreiche Investitions- und Digitalisierungsvorhaben – oder die vorausschauende Planung der Unternehmensnachfolge.

600.000 Unternehmensnachfolgen bis Ende 2025 angestrebt

Nachdem das Corona-Jahr 2020 die Zukunftsplanungen vieler mittelständischer Unternehmen auf Eis gelegt hat, rückt das Nachfolgemanagement nun wieder höher auf der Agenda. Zum einen beschäftigen sich generell wieder mehr KMU-Inhaberinnen und -Inhaber mit dem Fortbestand des Unternehmens. Zum anderen will ein größerer Anteil von ihnen das Unternehmen in die Hände einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers legen (39 vs. 33 %).

Das gilt sowohl für Übergaben, die noch recht weit in der Zukunft liegen, als auch für Nachfolgevorhaben in näherer Zukunft. Kurzfristig, d. h. im Laufe der nächsten zwei Jahre, streben 6 % der KMU eine Nachfolge an, weitere 10 % mittelfristig binnen drei bis fünf Jahren. Der Anteil von KMU, die eine Nachfolge in der langen Frist anstreben (mehr als sechs Jahre) liegt bei 24 %. In absoluten Zahlen ausgedrückt, bedeutet das: Bis zum Ende des Jahr 2022 streben rund 230.000 der insgesamt 3,8 Mio. mittelständischen Unternehmen eine Nachfolge an. In mittelfristiger Perspektive bis Ende des Jahres 2025 sind es insgesamt ca. 600.000 nachfolgeinteressierte Unternehmen.

Nachfolgebedarf wird steigen

Mehr als 1 Mio. Unternehmerinnen und Unternehmer über 60 Jahre alt.  Dass mehr Unternehmerinnen und Unternehmer über ihren Ruhestand und eine mögliche Nachfolge nachdenken, ist allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung zu erwarten. Die Zahl der Unternehmen mit älteren Inhabern steigt seit geraumer Zeit kontinuierlich. Gegenwärtig sind 28 % der Unternehmerschaft 60 Jahre oder älter – das sind deutlich über 1 Mio. Vor 20 Jahren waren es lediglich 12 %.

Spiegelbildlich dazu hat sich der Anteil junger Inhaberinnen und Inhaber (unter 40 Jahren) im selben Zeitraum von vormals 28 auf gegenwärtig 14 % halbiert. Entsprechend ist das unternehmerische Durchschnittalter gestiegen: von 45 auf 53 Jahre. (Das Durchschnittsalter der Beschäftigten in Deutschland beträgt 44 Jahre.)

Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Nachfolge bis Ende des Jahres 2022 anstreben, sind im Durchschnitt bereits jetzt schon knapp über 66 Jahre alt, und 85 % von ihnen sind über 60. Das gesetzliche Rentenalter liegt für diese Generation bei gut 65 Jahren, das tatsächliche Renteneintrittsalter bei durchschnittlich 64 Jahren.  Unternehmenschefs im Mittelstand bzw. Selbstständige sind demnach länger im Erwerbsleben aktiv als der abhängig beschäftigte Teil der Bevölkerung.

Wenn die geburtenstarke Babyboomer-Generation sich im Laufe der kommenden 10 bis 15 Jahre aus dem Erwerbsleben zurückzieht, wird sie eine große Lücke hinterlassen – auch auf den Chefsesseln im  Mittelstand. Der Bedarf an Nachfolgerinnen und Nachfolgern wird zunehmen, ungewollte Unternehmensstilllegungen dürften spürbar häufiger werden.

Nachfolgelücke wird Größer

Zu wenig Gründerinnen und Gründer rücken nach. In der deutschen Unternehmenslandschaft besteht eine strukturelle Nachfolgelücke. Das liegt in erster Linie an der dargestellten demografischen Schieflage – die nachfolgenden Generationen sind wegen anhaltend niedriger Geburtenziffern zahlenmäßig kleiner. Zweitens ziehen die  Erwerbstätigen weit überwiegend die abhängige Beschäftigung der Selbstständigkeit vor.

Die Gegenüberstellung von angestrebten Nachfolgen aus Unternehmenssicht und tatsächlichen Übernahmegründungen veranschaulicht die Lücke: Ca. 600.000 Unternehmen streben binnen fünf Jahren eine Nachfolge an bzw. ca. 120.000 im Jahresdurchschnitt. Der KfW-Gründungsmonitor zeigt jedoch, dass es im Durchschnitt der letzten Jahre tatsächlich nur etwa halb so viele Übernahmegründungen gab, nämlich 60.000. Im Krisenjahr 2020 brach die Zahl – im Gleichschritt mit dem gesamten Gründungsgeschehen – sogar auf nur 46.000 ein.

Ein Anstieg der Übernahmegründungen ist bis auf Weiteres nicht absehbar. Die amtliche Statistik der Gewerbeanzeigen erfasst zwar nur den gewerblichen Teil des Gründungsgeschehens (nicht den freiberuflichen), eignet sich aber als Frühindikator. Normalerweise steigt um den Jahreswechsel (Dezember bis Februar) die Zahl der „Übernahmen bestehender Gewerbebetriebe“, doch das blieb zuletzt weitgehend aus: Während von 2018/2019 sowie 2019/2020 jeweils ca. 15.000 Übernahmen erfasst wurden, waren es 2020/2021 mit ca. 13.000 deutlich weniger. Das sind keine guten Vorzeichen für die kurzfristigen Nachfolgepläne der KMU.

27.000 KMU steuern kurzfristig auf gescheiterte Nachfolge zu

Mit dem Scheitern ihrer Nachfolgepläne müssen aktuell rund 12 % der Unternehmen rechnen, die eine Nachfolge in den kommenden zwei Jahren realisieren möchten. Dort sind die Inhaberinnen und Inhaber entweder noch gar nicht in den Prozess eingestiegen (4 %) oder haben bislang nur Informationen gesammelt (8 %). Damit werden rund 27.000 mittelständische Unternehmen ihren Wunsch nach einer Nachfolgeregelung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr umsetzen können, zumindest nicht zum geplanten Zeitpunkt.

Für weitere 15 %, die sich maximal zwei Jahre vor der gewünschten Übergabe noch auf der Suche nach geeigneten Personen befinden, könnte die Zeit knapp werden. Das gilt ebenso für die mittelfristigen Nachfolgen (3 bis 5 Jahre), die noch gar nicht (24 %) bzw. nur grob (19 %) vorbereitet sind. Insgesamt sind nach dieser Einstufung bei 55.000 der 230.000 kurzfristig (bis Ende 2022) angestrebten Nachfolgen Misserfolge oder zumindest Verzögerungen zu befürchten. Dasselbe gilt für 165.000 der insgesamt 600.000 kurz- bis mittelfristigen Nachfolgevorhaben (bis Ende 2025).

266.000 Stilllegungen bis 2025 befürchtet

Unerfüllte Nachfolgewünsche und Marktaustritte von Unternehmen gehören dazu Ein kurzfristiges Schließen der strukturellen Nachfolgelücke ist eher unrealistisch. Nachfolgewünsche werden vermutlich häufiger allein mangels passender Nachfolgerinnen oder Nachfolger unerfüllt bleiben. Hinzu kommen diejenigen Fälle, in denen trotz Nachfolgewunsch entschieden wird, das Unternehmen stillzulegen (bspw. mangels wirtschaftlicher Attraktivität). Hier lässt sich betonen, dass auch Marktaustritte zu einer funktionierenden Volkswirtschaft zwingend dazu gehören und zu Erneuerung und Strukturwandel beitragen.

Darüber hinaus plant nicht jeder Unternehmenslenker mit konkreten Rückzugsgedanken tatsächlich überhaupt die Fortführung seines Unternehmens. Derzeit steuern allein 266.000 Mittelständler bis Ende 2025 auf eine Stilllegung zu.

AdNet Consulting wird diese Lücke alleine nicht schließen. Wir versuchen deshalb als Beratungsunternehmen für die Unternehmensnachfolge den Suchenden die fehlenden Bausteine zur Verfügung zu stellen, bieten einen intensiven Informationsaustausch, viel Erfahrungen wie die Unternehmensnachfolge, der Generationenwechsel harmonisch und erfolgreich gemeistert werden oder leider auch scheitern kann.